Kaiser S22RR Zweiwegebagger

Ich möchte euch nun mein aktuelles Projekt vorstellen. Da ich aus dem Gartenbahn-Bereich komme, war es naheliegend, für mein erstes Baggerprojekt einen Zweiwegebagger zu wählen. Ich verspreche mir davon einen hohen Spielwert, ausserdem habe ich so etwas im Modell noch nicht gesehen.

Vorbild ist der Kaiser S22RR. Es ist kein angepasster üblicher Mobilbagger, sondern er wurde speziell für den Gleisbau entwickelt. In der Schweiz ist dieser Typ oft auf Gleisbaustellen anzutreffen.

Los ging es mit dem konstruieren des Unterwagens in Fusion 360. Ich merkte bald, dass ich gegenüber dem Vorbild einige kleinen Kompromisse machen muss, um mir das Leben bei meinem ersten Baggerprojekt nicht unnötig noch schwerer zu machen. Deswegen wird zum Beispiel der sehr kompakte Oberwagen etwas nach hinten verlängert, um etwas mehr Platz für die Hydraulik zu schaffen.

Da ich im Moment über keine Drehbank verfüge, aber über einen Ultimaker 3D-Drucker, wurden runde Teile wie die Felgen und die Schienenräder als 3D Druckteile vorgesehen.

Die Achsen stammen von Lesu, der Getriebemotor für den Antrieb von Servonaut. Das drehen des Oberwagens besorgt ebenfalls ein Getriebemotor von Servonaut.

Eine hydraulische Drehdurchführung wollte ich nicht, deshalb funktioniert alles im Unterwagen nur elektrisch. Für das heben und senken der Schienenfahrwerke habe ich mir bei Aliexpress kleine Linearantriebe besorgt. Da diese Linearantriebe bezogen auf den Hub, den sie machen, relativ lang sind, muss ich den Oberwagen etwas höher setzen als im Original, damit der Oberwagen diese Antriebe überschwenken kann. Optisch gefällt mir das noch nicht so ganz, aber eventuell kann ich das später mit Verschalungen noch etwas kaschieren.

Der Drehkranz ist ebenfalls ein günstiges Teil aus China, eigentlich für Huina Bagger gedacht, macht aber einen robusten Eindruck.

Sofort habe ich auch begonnen, die ersten Teile auszudrucken. Als der Unterwagen fertig konstruiert war, habe ich die Rahmenteile aus 3mm Stahlblech lasern lassen. Der Unterwagen soll ja auch etwas Gewicht bekommen. Die Rahmenteile habe ich dann geschweisst, nun sah es schon nach Fahrzeug aus.

Den Arm habe ich ebenfalls in Fusion konstruiert, dann habe ich die Teile aus 1mm Messing mit der Nagerzange ausgeschnitten und mit Silberlot hartgelötet.

Nachdem ich mit Magom bereits recht gute Erfahrungen gemacht habe, habe ich mir die Zylinder und die Ventile aus Spanien besorgt. Der Druck soll von der bekannten und günstigen VW Pumpe kommen. Tank, Kühler und einige Kleinteile habe ich ebenfalls aus China besorgt.

Der Arm ist jetzt auch zusammengebaut, nun folgt der provisorische Aufbau der Elektrik und Hydraulik. Parallel dazu bin ich dabei, die Teile für die Kabine auszudrucken. Übrigens bekommt der Bagger einen Verstellausleger, wie das bei Gleisbaggern üblich ist. Ausserdem gibt es 3 Zusatzkreise für Sonderfunktionen, denn später möchte ich dann einen Tiltrotator anbauen.

Als Fernsteuerung wird eine Flysky Paladin 18 ev zum Einsatz kommen.

So, das wärs für den Moment. Ich hoffe, schon in einigen Tagen über die ersten Versuche berichten zu können.

Der Bagger ist für die Spur 5 Zoll gebaut, rechnerisch wäre das ein Massstab von 1:11. Ich habe mich aber als Kompromiss für 1:12 entschieden, damit er auch mal in einen 1:14er Lastwagen beladen kann ohne zu fest aus dem Rahmen zu fallen.

Ich habe nun die Maschine mal provisorisch betriebsfähig aufgebaut, um die Funktionen in der nächsten Zeit ausgiebig zu testen.

Die ersten Versuche waren sehr vielversprechend, alles funktionierte wie erwartet, die Hydraulik ist sehr kraftvoll.

Natürlich begann ich gleich den heimischen Garten umzugraben. Erfreulicherweise schien auch alles dicht zu sein. Nach einer halben Stunde gab es einen dumpfen Knall und die Endkappe eines Zylinders am Hauptausleger hatte sich vom Zylinder gelöst. Offenbar war das Herstellerseitig nicht richtig gelötet worden. In dem Moment bereute ich, dass ich die Zylinder bereits lackiert bestellt hatte, ich musste nun den Zylinder demontieren und die Farbe abschleifen, um die Endkappe wieder anzulöten. Nachdem dieses Problem behoben war, lief der Bagger wieder einwandfrei.

Das Ein- und Ausgleisen braucht etwas Geschick, klappt aber mit etwas Übung gut.

Wenn der Bagger auf den Schienenrädern steht muss man etwas vorsichtig baggern, da er sonst etwas kippelig wird oder sich selbst aus den Gleisen hebelt. Ich habe mir aber sagen lassen, dass das beim Vorbild nicht anders ist. Sollte mal ein Missgeschick passieren kann er sich problemlos selber wieder eingleisen.

Für den Sound ist der Soundfahrregler SFR1 von Beier verantwortlich, provisorisch habe ich mal den Sound eines Volvo Baggers aus dem Internet geladen. Noch klingt es aber nicht wirklich nach Kaiser. Ich möchte dann noch versuchen, Aufnahmen an einen Originalgerät zu machen.

Es wird auch noch ein Tiltrotator dazukommen, bei einem Gleisbagger gehört das irgendwie dazu.

Als Härtetest geht es über Ostern auf die wunderschöne Anlage des Swiss Vapeur Parc am Genfersee, dort kann er sich mal so richtig austoben. Bin mal gespannt, ob er es schafft, mich über die die 1,7 km lange Strecke zu ziehen;)

Das Fahrverhalten über Weichen und in Gleisbögen habe ich noch nicht getestet,

ich bin da selber gespannt. Ich werde nächste Woche entsprechende Fahrversuche durchführen. Ich denke aber, dank des relativ kurzen Radstands sollte das gut funktionieren.

Regelspurfahrzeuge sollten für 5 Zoll eigentlich schon in 1:11 gebaut sein, allerdings tummeln sich auf solchen Anlagen auch Schmalspurfahrzeuge, und manchmal ist sogar noch die Spur 7 1/4 Zoll integriert das ergibt natürlich systembedingt, dass da auch viel grössere Massstäbe zu sehen sind.

Klar wäre so ein Bagger in grösserem Massstab imposanter, 1:12 ist für mich ein Kompromiss. Die Komponenten wären in grösserem Massstab viel teurer geworden, das hätte mein Budget überfordert, ausserdem kann ich so auch mal auf einem 1:14er Parcours mitspielen, ohne zu fest aufzufallen.

Den Cat habe ich mir auch angesehen, der ist in der Tat optisch ähnlich aufgebaut. Ausschlaggebend war für mich das Antriebskonzept. Der Cat hat autonom angetriebene Schienenfahrwerke, das erschien mir im Modell recht schwierig umzusetzen.

Beim Kaiser werden beim Fahrbetrieb auf Schienen die Schienenräder gegen die Reifen der Strassenachsen gepresst und so indirekt angetrieben. Man kann mit den Schienenfahrwerken den Bagger auch nur leicht anheben, bis die Strassenachsen frei sind, dann kann man ihn mit einer Lokomotive problemlos schleppen. Die Schienenfahrwerke lassen sich übrigens im Vorbild wie im Modell einzeln bedienen, das hilft enorm beim Ein- und Ausgleisen.

Im Sommer ist bei mir nicht gerade Bausaison, der Betrieb mit der Gartenbahn hat da Vorrang. Deshalb geht es mit dem Bagger etwas schleppend vorwärts, aber einiges ist doch passiert. Ich habe ihm noch einen Tiltrotator spendiert, der stammt aus China, funktioniert aber bisher gut. Er lässt sich zwar nur um 270 Grad drehen, aber das erhöht den Spielspass schon ungemein. Ich musste nur die Geometrie leicht anpassen. Das chinesische Druckbegrenzungsventil überzeugte hingegen nicht, es war mir zu laut und zu ungenau, ich habe es gegen eines von Premacon getauscht. Eine Verschalung und etwas Farbe hat er auch schon erhalten. Nun heisst es dann bald alles zu demontieren, damit ich den Rest lackieren kann, da fehlt mir im Moment gerade noch die Motivation, wo doch im Moment alles so gut funktioniert…